Wissensorientierte Unternehmensführung
Wissensmanagement im digitalen Wandel
17. Dez. 2025

Klaus North
#Knowledge Management, #Learning Organization, Knowledge Work, #Management, #Business
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Kurz Zusammenfassung
Wissensorientierte Unternehmensführung beschreibt einen strategischen Ansatz, bei dem Wissen als zentraler Produktionsfaktor verstanden wird. Es zeigt, wie Organisationen Wissen systematisch aufbauen, teilen, messen und sichern, um langfristige Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Wertschöpfung zu erreichen. Dabei werden Strukturen, Rollen, Methoden und kulturelle Voraussetzungen vorgestellt, die Wissen wirksam in Strategie, Prozesse und tägliche Arbeit integrieren.
Allgemeine Ideen
Wissen ist ein zentraler Produktionsfaktor zur Erreichung organisatorischer Ziele.
Einzigartige Produkte und Dienstleistungen entstehen durch gezielt entwickeltes Wissen.
Wissen kann nur indirekt über finanzielle Kennzahlen gemessen werden.
Balanced Scorecard und Knowledge Balance Sheet sind zentrale Instrumente zur Wissensmessung.
Die Fähigkeit, Wissen global zu erzeugen, zu transferieren und zu sichern, wird entscheidend für Unternehmen.
Selbstmanagement ist eine Kernkompetenz für Wissensarbeit.
Reputation entsteht in wissenszentrierten Unternehmen durch Teilen von Wissen.
Mitarbeitende sollen ihr Lernen eigenständig steuern.
Wissens-Management
Wissens-Management bezeichnet alle Maßnahmen, mit denen eine Organisation das notwendige Wissen bereitstellt, um strategische und operative Ziele zu erreichen.
Ziele des Wissens-Management:
Wissen beschaffen.
Wissen entwickeln.
Wissen transferieren.
Wissen sichern.
Faktoren zur Förderung von Wissen:
Anreize zum Teilen von Wissen schaffen.
Führung durch Vorbild.
Strukturen für Wissensentstehung und Wissenstransfer aufbauen.
Finanzielle und nicht finanzielle Anreizsysteme einsetzen.
Einen Knowledge Market einführen.
Netzwerke von Personen mit ähnlichen Problemstellungen aufbauen.
Communities of Practice etablieren.
Job Rotation zwischen Abteilungen nutzen.
The Digital Knowledge Society
Demografischer Wandel, Digitalisierung und globale Konkurrenz erhöhen die Bedeutung von Wissen in Unternehmen. Wissensorientierte Organisationen bauen ihre Strukturen konsequent um Wissen herum auf.
Zentrale Fragen für Unternehmen:
Welche Bedeutung hat Wissen für das Unternehmen?
Welche Wissensziele bestehen?
Welches Wissen ist vorhanden oder wird benötigt?
Wie wird Wissen als Ressource behandelt?
Wie wird das Unternehmen um Wissen herum organisiert?
Zentrale Bereiche des Wissens:
Kontext: | Externe Veränderungen, die Chancen oder Risiken erzeugen. |
Markt: | Märkte und Wachstumsfelder der Organisation. |
Kunden: | Aktuelle und zukünftige Kundenbedürfnisse. |
Produkte: | Differenzierung und Wertschöpfung durch Produkte und Dienstleistungen. |
Prozesse: | Effiziente, qualitativ hochwertige und verbesserungsfähige Arbeitsabläufe. |
Technologien: | Technologien und Methoden, die beherrscht und weiterentwickelt werden müssen. |
Organisation: | Strukturen, Kultur und Führung zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit. |
Die Wissenstreppe
Die Wissenstreppe beschreibt 7 Entwicklungsstufen von Wissen mit dem Ziel der Wettbewerbsfähigkeit.
Stufen der Wissens-Treppe:
Zeichen: | Einzelne Zeichen ohne Bedeutung. |
Daten: | Geordnete Zeichen ohne Interpretation. |
Informationen: | Einbettung von Daten in einen Kontext. |
Wissen: | Zweckgerichtete Verknüpfung von Informationen und an Personen gebunden. |
Aktion: | Sichtbare Anwendung von Wissen. |
Kompetenz: | Situationsgerechtes Handeln mit Wissen. |
Wettbewerbsfähigkeit: | Konsequent eingesetzte Kernkompetenzen. |
Strategisches Wissens-Management plant von Wettbewerbsfähigkeit rückwärts. nach "unten" auf der Wissenstreppe.
Operatives Wissens-Management plant von Basisdaten aufwärts. Nach "oben" auf der Wissenstreppe.
Ziele von Wissens-Management:
Strategie: Wissen und Lernen werden Bestandteil der Unternehmensstrategie.
Führung: Führung verbindet Wissen, Lernen und Leistung.
Kollaboration und Netzwerke: Interne und externe Zusammenarbeit wird gezielt gefördert.
Wissenstransfer und Kompetenzentwicklung: Kompetenzen werden systematisch entwickelt und übertragen.
Informationen und Wissen aufbauen und halten:
Informationen und Wissen werden strukturiert verfügbar gemacht.
Kriterien für Wissen als Wettbewerbsvorteil:
Wertschöpfung für Kunden.
Knappheit im Vergleich zum Wettbewerb.
Schwierige Imitierbarkeit.
Geringe Substituierbarkeit.
Organisieren um Wissen
Ein wissensorientiertes Unternehmen muss in diesen beiden Konzepten Balance finden:
Stabilität und Erneuerung: Mitarbeitende müssen wissen, was sich verändert und was konstant bleibt.
Zusammenarbeit und Wettbewerb: Zusammenarbeit ist vorzuziehen, wenn sie Wettbewerbsfähigkeit erhöht.
Die vier Dimensionen von Organisationen:
Hierarchie und Funktion: Zusammenführung unterschiedlicher Kenntnisse und Fähigkeiten.
Prozesse: Bündelung von Wissen zur Schaffung von Kundennutzen.
Projekte: Bündelung von Wissen zur Lösung konkreter Probleme.
Wissen: Aufbau funktionsübergreifender Wissensstrukturen und gemeinsamer Sprache.
Unternehmen haben meistens schwache Strukturen in der Wissens-Dimension
Entrepreneurial Corporations:
Unternehmen bauen Wissen mit Fokus auf dessen Marktwert auf.
Sie bestehen aus 3 Rollen (Unternehmer, Coaches und Manager) und 3 Prozessen (Unternehmerisch, Integraiton und Erneuerung)
Unternehmerischer Prozess | Integrationsprozess | Erneuerungsprozess | |
Unternehmer an der Front | Chancen erkennen und verfolgen. Neue Ideen initiieren und vorantreiben. | Wissen und Ressourcen durch Zusammenarbeit teilen. | Energie und Engagement von unten nach oben aufrechterhalten. |
Coaches auf Führungsebene | Initiativen bewerten, entwickeln und unterstützen. | Wissen und Ressourcen über Bereiche hinweg verbinden und integrieren. | Organisationale Flexibilität schaffen und bewahren. |
Top Management | Strategische Ziele, Prioritäten und eine leitende Vision festlegen. | Gemeinsame Werte entwickeln und verankern. | Kurzfristige Ergebnisse mit langfristigen Ambitionen ausbalancieren. |
Wissen ist Menschlich
Augmentierung:
Augmentierung beschreibt die Unterstützung menschlicher Arbeit durch intelligente Systeme.
Fünf Strategien der Augmentierung:
Voranschreiten durch Entwicklung intelligenter Systeme.
Hochskalieren durch Delegation von Routinetätigkeiten.
Eingreifen durch Überwachung und Training intelligenter Systeme.
Zurücktreten durch Nutzung menschlicher sozialer und emotionaler Fähigkeiten.
Spezialisierung auf nicht automatisierbare Nischen.
Rollen im wissensbasierten Unternehmen:
Wissenspraktiker: Führen fachliche Aufgaben aus und bauen kontinuierlich Expertise auf.
Wissensingenieure und Unternehmer: Bündeln Wissen und übersetzen Marktbedürfnisse in Lösungen.
Visionäre und Kontextgestalter: Identifizieren Chancen und schaffen Rahmenbedingungen.
Informationsvermittler und Infrastrukturmanager: Entwickeln und betreiben Informations und Kommunikationssysteme.
Unterstützende Funktionen: Sichern den operativen Betrieb und das Unternehmensbild nach außen.
Middle Up Down Management:
Grundidee: Mittlere Führungskräfte spielen die zentrale Rolle bei der Wissensschaffung.
Rollenverteilung:
Top Management formuliert Visionen.
Mittleres Management übersetzt Wissen in Konzepte.
Operative Mitarbeitende setzen diese um.
Bedingungen zum Führen von Wissensarbeitern:
Klare Erwartungen.
Geeignete Werkzeuge.
Einsatz nach individuellen Stärken.
Anerkennung und Wertschätzung.
Unterstützung beim Lernen.
Strategien für persönliches Informationsmanagement:
Unwichtige Informationen regelmäßig entfernen.
Informationszufluss reduzieren.
Informationen auffindbar speichern.
Klare Grenzen setzen.
Resilienz im Umgang mit Wissen entwickeln.
Kompetenzmanagement:
Kompetenzbereiche:
Fachliche Kompetenz als domänenspezifisches Wissen.
Methodische Kompetenz für Kommunikation, Projekte und Prozesse.
Soziale und persönliche Kompetenz für Zusammenarbeit und Anpassungsfähigkeit.
Schritte im Kompetenzmanagement:
Ziele definieren.
Geltungsbereich festlegen.
Governance sicherstellen.
Kompetenzkatalog aufbauen.
Zielprofile definieren.
Ist Profile erfassen.
IT Unterstützung bereitstellen.
Kompetenzen visualisieren.
Profile regelmäßig aktualisieren.
Anreize für Mitarbeitende zum Teilen von Wissen:
Extrinsische Anreize:
Geld durch Gehalt, Boni und Aktienoptionen.
Sicherheit durch Pensionen und Kredite.
Status durch Symbole, Titel und formelle Anerkennung.
Intrinsische Anreize:
Sozialer Kontakt durch gemeinsame Aktivitäten und Communities.
Leistung durch Feedback, Anerkennung und konstruktive Kritik.
Selbstverwirklichung durch Autonomie und Mitgestaltung.
Lernen durch herausfordernde Aufgaben.
Karriereentwicklung durch Aufstiegsmöglichkeiten.
Erweiterte Rollen durch Job Rotation
Schaffen und Verteilen von Wissen
Arten von Wissenszielen:
Know How: Operative Fähigkeiten in Prozessen.
Know Why: Werte, Normen und Verhaltensprinzipien.
Know What: Strategische Zielsetzungen.
Push und Pull Systeme:
Push System: Wissen wird aktiv verteilt, um Verfügbarkeit und Standardisierung sicherzustellen.
Pull System: Mitarbeitende rufen Wissen selbstständig bei Bedarf ab.
Methoden für Lernen und Dokumentation:
Working Out Loud:Arbeit wird offen geteilt, während sie entsteht. Lernen, Feedback und Beziehungsaufbau finden kontinuierlich statt.
After Action Review:
Strukturierte Reflexion von Planung, tatsächlichem Verlauf, Ursachen und Verbesserungsmöglichkeiten. Nach jeder Aktivität wird festgehalten, was passiert ist, wieso es passiert ist und was vernessert werden kann.
Lessons Learned:
Nach jedem Projekt wird systematisch reflektiert.
Was war gut?
Was war auffällig?
Was war schlecht?
Wie war die Zusammenarbeit?
Was hat gefehlt?
Zunächst dokumentiert jeder für sich die Fragen, dann werden sie in der Gruppe diskutiert und die Ergebnisse festgehalten.
Transfer Stories:
Strukturierter Wissenstransfer an neue Mitarbeitende.
Ablauf:
Wissensbedarf identifizieren und visualisieren.
Erfahrungsaustausch durch erzählte Praxisgeschichten.
Strukturierte Dokumentation.
Anwendung in sicherem Umfeld.
Transfer Workshops mit Rückfragen.
Regelmäßige Nachverfolgung.
Zyklus der Wissensentwicklung:
Wissensbedarf bestimmen.
Vorhandenes Wissen bewerten.
Neues Wissen aufbauen.
Wissen zugänglich machen.
Wissen pflegen und sichern.
Der Wissensmarkt
Der Wissensmarkt behandelt Wissen wie ein marktwirtschaftliches Gut.
Werte definieren den Handlungsrahmen.
Menschen agieren als Anbieter und Nutzer von Wissen.
Eine Plattform macht sichtbar, wer welches Wissen anbietet.
Prozesse und Werkzeuge stellen sicher, dass Wissen praktisch nutzbar ist.
Rahmenbedingungen: | Wissen ist in Werten, Führungsverhalten, Rollen, Kompetenzen und Anreizsystemen verankert, die Zusammenarbeit und gemeinsamen Erfolg belohnen. |
Akteure und Regeln: | Ein Wissensmarkt wird mit klar definierten Akteuren, messbaren Zielen und Regeln aufgebaut, die Angebot und Nachfrage von Wissen ausgleichen. |
Instrumente und Prozesse: | Wissensmanagement ist über Prozesse, organisatorische Strukturen, Medien und IT Infrastruktur fest in den Arbeitsalltag integriert. |
Funktionsweise eines Wissensmarkts:
Angebote und Bedarfe werden festgehalten.
Diese werden sichtbar gesammelt und thematisch geordnet.
Themen werden gemeinsam gesichtet und bewertet.
Suchende treten direkt mit Wissensanbietenden in Kontakt.
Lösungen werden in kleinen Gruppen diskutiert und konkretisiert.
Offene Fragen werden zentral gesammelt.
Ergebnisse werden dokumentiert und digital geteilt.
Beiträge können bewertet und anerkannt werden.
Folgeaktivitäten werden verbindlich festgelegt.
Messen und Sichern von Wissen
Wissensbilanz:
Messung immaterieller Wissenswerte über den Unternehmenserfolg.
Definiert Vision, Strategie und Maßnahmen.
Unterstützende Prozesse für Human Struktur und Beziehungskapital.
Kontinuierliche Anpassung anhand von Ergebnissen.
Balanced Scorecard:
Betrachtung von Ist- und Sollzustand i unternehmen aus 4 Perspektiven:
Kundenperspektive
Finanzperspektive
Interne Prozesse
Lernen und Entwicklung
Maßnahmen zum Schutz von Wissen:
Motivation: | Das Unternehmen zeigt, dass es das Wissen von Expertinnen und Experten wertschätzt und den Wissenstransfer aktiv unterstützt. |
Anerkennung: | Erfolgreicher Wissenstransfer wird durch Anerkennung, Anreize oder Zielvereinbarungen belohnt. |
Integration in Arbeitsgruppen: | Erfahrene Mitarbeitende werden in Teams eingebunden, sodass Wissen über die tägliche Zusammenarbeit weitergegeben wird. |
Pull Prinzip: | Nachfolger eignen sich das benötigte Wissen aktiv selbst an. Die Verantwortung für Dokumentation liegt nicht ausschließlich bei den Expertinnen und Experten. |
Vom Führungs zur Beratungsrolle: | Expertinnen und Experten wechseln schrittweise von Führungsrollen in beratende und mentorierende Funktionen. |
Zukunftsorientierung: | Der Fokus liegt auf dem Wissen, das für zukünftige Aufgaben benötigt wird, nicht nur auf vergangenen Tätigkeiten. |
Integration in Geschäftsprozesse: | Wissenstransfer wird direkt in laufende operative Arbeitsabläufe eingebettet. |
Umsetzung von Wissensmanagement
Zentrale Schritte:
Sensibilisierung und Analyse von Wissenslücken.
Ableitung einer Wissensstrategie aus der Geschäftsstrategie.
Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen.
Integration externen Wissens.
Systematische Kompetenzentwicklung.
Generationenübergreifender Wissenstransfer.
Förderung von Kreativität und Innovation.
Lernen in und aus Projekten.
Integration in Prozesse.
Förderung persönlicher Austauschformate.
Strukturierung von Dokumenten und Systemen.
Aufbau von Vertrauen und Offenheit.
Komponenten der Umsetzung und eingesetzte Werkzeuge:
Wissensstrategie: |
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Lernen und Kompetenzentwicklung: |
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Wissensorientierte Kultur und Führung: |
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Wissensidentifikation: |
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Informationsverfügbarkeit: |
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